© Lothar Pöhlitz – 23. Juni 2020 - Innerhalb eines 10-12jährigen Nachwuchstrainings erfahren begabte junge Läufer und ihre Trainer, dass es in ihrer sportlichen Entwicklung nach einer etwa 4jährigen Grundausbildung oft schneller vorangeht als bei vielen anderen. Dies ist zu nutzen. Talente schaffen so in den folgenden 4 Jahren nach der Pubertät den Anschluss innerhalb der neuen Zeitrechnung „Nachwuchsleistungssport“, nehmen die Lehren ihrer Trainer aufmerksam auf, qualifizieren sich für internationale Wettkämpfe ihrer Altersklassen, für U18 / U20 - EM- / WM Meisterschaften oder schaffen es dort sogar auf´s Podium.
„Nur wenn Du daran glaubst und es auch willst kannst Du es auch schaffen, das harte Training, die vielen Stunden und die „hills“
(Colm O´Connel / KEN)
Erfolg ist kein Zufall. Ist das Talent erkannt muss es mit Geduld und Akribie allseitig entwickelt und unter Konkurrenz mit Nachwuchsleistungstraining auf den Profibereich vorbereitet werden.
Dabei vermitteln die Coaches ihren Talenten schon früh das ihr Körper ihr Potential ist und wie das Gehirn für Siege programmiert wird.
4 besonders wichtige Jahre - nachdem sich die Begabung gezeigt hat.
In den Jahren nach einem 4jährigen Schüler-Jugend-Basistraining also, folgen vier wichtige Jahre auf dem Weg zum Leistungsläufer, um auf breiter Front die Grundlagen für mehr zu legen. Vielseitig, immer anspruchsvoller, Technik-, qualitäts- und schon leistungsorientiert die Stärken zu verstärken, die Schwächen zu bekämpfen, die Belastbarkeit zu erhöhen, das Potential für die Mittel - oder Langstrecken zu erkennen, sind die Aufgaben. Klar ist natürlich auch, je besser man aus den 4-6- Basisjahren heraus die nächste Etappe in Angriff nehmen kann, umso näher ist man den internationalen Rennen der Youth.
In der Auswahl von Talenten für eine Leistungssportkarriere sollte mehr als bisher die für diesen Weg erforderliche, erfolgte Erziehung beachtet werden. Es hat zugenommen, dass bei Wettbewerben im Kindersport, auch wenn sie nicht gut waren, öfter im Hinterfeld landeten, Letzte wurden, auch mal eine Medaille bekommen. Es ist Zeit mit Leistung wieder ehrlicher umzugehen und jedem einzelnen Kind, vor allem auch ihren Eltern, für seine Zukunft – unabhängig vom Sport - nicht „einen falschen Gefallen zu tun“.
Nachwuchs - „Arbeit“ mit Talenten im Nachwuchsleistungstraining muss anderes Training beinhalten als man es aus den normalen Kinder- und Jugendtraining im Vereinen kennt. Anders heißt öfter, qualitativ besser, täglich, auch mit dem Ziel in mehr Wettkämpfen zeigen zu wollen, dass die Arbeit an den individuellen Stärken und Schwächen zum „schneller“ führt.
Es darf die Zeit nicht verpasst werden, in der das allgemeine Training und die Athletik nach höherem Belastungsmaßstäben erfolgt, um neue entwicklungswirksame Anpassungen auszulösen. Dazu sollten schrittweise Trainingsformen ausgewählt werden die den konditionellen, koordinativen und motorischen Anforderungen des Disziplinbereiches (Mittel- oder Langstrecke) näherkommen. Die Wirkrichtung der Belastung sollte wechselweise auf die Steigerung der aeroben Ausdauer- / Kraftausdauer, der aerob- / anaeroben Ausdauer und der Schnelligkeit-/ Schnellkraftentwicklung gerichtet werden.
Disziplinorientiert sollte schrittweise eine Ausbildung für die „schnellen“, schwerpunktmäßig für die Strecken 400 – 800 – 1500 m und für die anderen die Strecken 800 – 1500 – 3000 m erfolgen. Welche die geeignete Strecke für die Zukunft zu sein scheint, entscheidet ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum „schnelllaufen“ im Wettkampf, sowohl zu dem offensiv von vorn als auch in unterschiedlich langen Endphasen. Dazu ist erforderlich das ihnen in wichtige Wettkämpfe Aufgaben mitgegeben werden damit sie gefordert werden und so früh ihre Willensqualitäten ausbilden.
In diesen Altersbereich gehört auch die Vermittlung von Wissen um die Wettkampflehre, die Regenerationsaufgaben und die Leistungssport-Ernährung.
Die U18 – Zeit – ist eine wichtige Ausbildungszeit für das Hochleistungstraining
Wenn sich dann, vielleicht im dritten Jahr dieser 2.Etappe auch in der Bereitschaft und dem W o l l e n des jungen Läufers zeigt das er mehr will und dies auch möglich wäre, muss sich der Trainer solcher „außergewöhnlicher Talente“ mit dem notwendigen psycho-physischen Potential auch besonders annehmen. Jetzt ist Zeit für schon größere Leistungssprünge.
In besonderen Belastungsphasen, in Trainingslagern (aller Ferien), in auch einmal 3-4 Qualitäts-Trainingseinheiten der Woche und neuen Formen und Maßnahmen zur beschleunigten Regeneration, mehr Schlaf und der nun zu vermittelten Lehre von einer besseren Ernährung. Im Zusammenhang mit mehr Leistungstraining, muß die Zeit genutzt werden den Unterbau in einem Jahr auf ein Niveau anzuheben, auf dem vielleicht eine mögliche, herausgehobene einjährige Vorbereitung von internationalen Junioren-Meisterschaften erfolgversprechend wäre.
Eine besondere Erfahrung ist das Talente die mit dem „Siegenwollen-Gen“ ausgestattet sind, vor allem in intensiven Trainingseinheiten, schon einmal über ihre Grenzen gehen und danach „kaputt davonschleichen“. Aber gerade diese helfen auf den Weg zu den großen Siegen. Für sie sollte man dann eben den Trainingsplan ändern und die 2-3 nächsten TE mit Regenerationsaufgaben ausfüllen. Man sollte ihnen diese Willensstärke auf keinen Fall abgewöhnen.
Die GA-Entwicklung wird durch folgende Trainingsformen erreicht:
Dauerläufe unterhalb der aerob-anaeroben Schwelle lang (HF 120 – 140),
Streckenlängen: kurz zur Regeneration + mittel / lang zur Entwicklung
Dauerläufe im Bereich der aerob-anaeroben Schwelle (vL 3, HF 150-160)
Streckenlängen: mittel - lang
Dauerläufe kurz / FS / DL-TW / TL oberhalb der aerob-anaeroben Schwelle (vL 6, HF 160 – 175)
Streckenlängen: kurz - mittel – auch Fahrtspiele mit kurzen Pausen à Ziel V02max-Verbesserung
Tempoläufe / Intervalltraining + BAL oberhalb der aerob-anaeroben Schwelle (170-185 / nach individueller HFmax)
Streckenlängen: lang - mittel - kurz / gemischt (Intervallmethode)
Der systematische Aufbau der Grundlagenausdauer erfolgt bei fließenden Übergängen. Dabei sind folgende Schritte üblich:
Steigerung des Trainingsumfanges durch Erhöhung der Lauf – TE
Systematische Erhöhung des Anteils langer Dauerläufe (Geländeläufe)
Steigerung der Intensität im GA – Training / Häufigkeit der intensiven TE
Einfügen von GA – KA – TE (z.B. BAL aerob / DL profiliert)
Steigerung der Geschwindigkeit im Dauerlauf + Tempolauf-Training in Abhängigkeit vom steigenden Niveau der Ausdauer (TEST)
Motivation, Leidenschaft und Leistungsbereitschaft - für Talente und ihre Trainer die Schlüssel
Individuelle Fortschritte innerhalb der etwa 10 Jahre „Belastungs- und Leistungsaufbau Jugend“ sind talent-, alters-, disziplin-, umfeld- und trainerabhängig. Alles ist natürlich von der inhaltlichen Verwirklichung bekannter Ausbildungsprinzipien, langen verletzungsfreien Zeiträumen, der für das Training zur Verfügung stehenden Zeit (auch Schul- bzw. Berufszeitstreckung) und der notwendigen physiotherapeutisch - sportmedizinischen Begleitung abhängig. Dabei gilt auch für „Goldkörnchen“, dass die inhaltlichen Aufgaben in den verschiedenen Ausbildungsabschnitten aufeinander aufbauend am besten konsequent verfolgt und erfüllt werden. In ihrer Motivation, Leidenschaft und Leistungsbereitschaft für immer besseres Training und die Leistung liegt wohl der entscheidende Schlüssel.
Trainer sollten die Zeit nutzen, wenn sie von ihren jungen Läufern „noch geliebt werden“, auch um ihnen das Wissen über ihren Eigenanteil am Leistungsfortschritt zu vermitteln.
Den Übergang zum Hochleistungstraining rechtzeitig vorbereiten
Hoffentlich erfolgreich, folgt erst dann, nach einer gewissen Plateaubildung aus den Nachwuchstrainingsgewohnheiten, diesem nun mehreren Jahren Nachwuchsleistungstraining, eine entscheidende 2-4jährige Etappe auf eine mögliche Konkurrenzfähigkeit im Konzert der Großen der Welt, immer mehr Hochleistungstraining. Dafür ist ein zu erhöhendes Niveau im Unterbau für die nun speziellen Voraus-setzungen für Spitzenleistungen, sicher auch ein neues Denken, erforderlich und eine Neuorganisation des Trainings- und der Wettkampfgestaltung notwendig.
Beispiel Jugendleistungstraining 2.Etappe 16 -18 Jahre
Für eine Talentausbildung sind im Übergang zur 2.Etappe des JABT (ab 16 Jahre) 6 - 7 Trainingseinheiten, in Vorbereitung auf internationale Höhepunkte (U18 / U20) 7 – 9 TE (z.B. in Ferien) erforderlich
- TE 120´ Allgemeine- und spezielle athletische Ausbildung ( 3 x 40´ )
1.Teil - 40´ Beweglichkeit – Fußgymnastik – STL (Technik)
2.Teil - 40´ Technikausbildung (2-3 neue Trainingsübungen)
3.Teil - 40´ Athletik/S-Kraft/ KA – Medizinball oder Stationstraining
2.TE 15´ EL – Gymnastik – 8 – 12 Rasendiagonalen mit kurzen Trabpausen
+ 10´ à 15´ à 20´ DL 2 mit Technikaufgaben + 15´ AL
3.TE Sprint 10 x 30 m / Schnelligkeitsausdauer 6 à 8 à 10 x 100 m P: 1´
im Wechsel mit Sprüngen + Hürdentechnik
+ 1 x 10 oder 2 x 5´ zügig a. d. Bahn (Ballenlauf)
- TE 120´ Allgemeine- und spezielle athletische Ausbildung ( 3 x 40´ )
1.Teil – 40´ Beweglichkeit – Fußkräftigung – Hürdengymnastik
2.Teil – 40´ Athletik / Kraft – Beine / Zentrum / Oberkörper / Arme
3.Teil – 40´ Schnelligkeitsausdauer
(z.B. 4 x 60 m / kurze GP + 4 x 150 m TW – Gp: 150 m + 1 x 300 m)
5.TE 15´ EL – Gymnastik + 6 km DL2 + 6 x 300 m Tp: 200 m
oder 50´ FS mit 3 - 4 x (5´+ 1´ - Tp: 2)
oder 1000 + 600 + 400 + 150 m + 3 x 60 m
- TE Geländelauf (profiliert – immer länger) in der Gruppe
Fettstoffwechselentwicklung
-> bei Fortgeschrittenen auch Hausaufgaben z.B. morgens 2 x 45´ DL ansteigend
Mehr Wissen um das Schüler- und Jugend-Lauftraining für Talente
Selbstvertrauen + mentale Stärke werden vor allem durch Glauben an den Trainer und sich selbst, Bestleistungen im Training und positive Wettkampf-erlebnisse verstärkt
Erfolg = Geschwindigkeit im Trainingsumfang + Ganzkörperkraft +
„Leicht“lauftechnik + mentale Stärke
Mit Spaß t r a i n i e r e n – Träume leben –
zwischen „Normalen“ + Talenten differenzieren
Talentsuche & Talentausbildung bilden eine Einheit
(nach der „Maurermethode“ – öfter den Kies sieben)
Talent, Talent, wenn´s Feuer aber nicht brennt
Erziehung zu.... ist Teil der Talentausbildung
Mit dem Talent zu wachsen erfordert Trainerqualifizierung
Trainingszeitgewinn ist Voraussetzung für Leistungsgewinn
- Schüler / 1. Jugend- Etappe 5 Trainingseinheiten 90 – 120´
- Jugend - Etappe 7 - 9 Trainingseinheiten 90 - 120
Zur Organisation des Trainings- und der Wettkampfleistung
Auch über die Gesundheit wacht der Trainer
Talentbegleitung durch Arzt/Physio – regelmäßige Blutkontrollen / Ernährung-Mischkost / Eisen / Schlaf
Gewichtsprotokollierung
In Wettkampfphasen die Trainingslehre nicht aussetzen
In allen Ferien Trainingslager, Wochenendlehrgänge in Leistungsgruppen,
auch Mädchen und Jungen gemeinsam,
Partnertraining, im Training miteinander, im Wettkampf gegeneinander
Den Motor „frisieren“ und das Chassis verstärken
(alle haben 5 Gänge, die Wenigsten nutzen sie !)
Stärken verstärken und Schwächen minimieren
Im Nachwuchstraining rangiert die Qualität der Übungsausführung (Technik)
vor dem Trainingsumfang, auch weil Qualität größere Reize auslöst
Wettkampflehre (Rekord- und Siegtaktik) ist ein wichtiger Teil der Nachwuchs-ausbildung. Lehre Talenten sowohl die offensive Renngestaltung, als auch das Siegen durch kurze oder lange Spurts - vor allem, wenn Talente ihren Gegnern schon früh überlegen sind.
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*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / 1971-1979 Leiter des Wissen-schaftlichen Zentrums Lauf / Gehen des DVfL / 1979-1985 Sprint-Trainer beim TSV Bayer 04 Leverkusen / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Lauf / zulezt Teamleiter Marathon / Straßen-lauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / 2006 – 2020 Leiter Leichtathletik-Coaching Academy
*Alle LCA-Artikel von 2006 – 2020 finden Sie im LCA-Archiv
(www.la-coaching-academy.de/Trainingslehre)
© Lothar Pöhlitz 2006-2020
www.la-coaching-academy.de / Trainingslehre
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